Lettere di Lampedusa
Das Monster
Briefe Lampedusas in Mailand entdeckt
Dreißig unbekannte Briefe des sizilianischen Romanciers Giuseppe Tomasi di Lampedusa sind unerwartet zum Vorschein gekommen. Der Autor des "Gattopardo", ein soignierter Palermitaner Baron, hatte seine Beobachtungen des europäischen Alltags und Kunsterlebnisse auf Reisen in den zwanziger Jahren an seinen Cousin Luigi Piccolo geschickt und scherzhaft mit "il mostro" (das Monster) unterschrieben. Die meist auf Hotelbriefpapier festgehaltenen Anekdoten im ironischen Personalstil datieren aus London, Edinburgh, Berlin, Moskau und handeln auch von kulinarischen Eindrücken von unterwegs, die bei einem verwöhnten sizilianischen Gaumen gewiß nicht durchweg positiv ausgefallen sind. Finder der seltenen Stücke ist, wie die "Repubblica" berichtete, der enge Vertraute des italienischen Ministerpräsidenten Marcello dell'Utri, der in seiner Heimatstadt Palermo erst im Dezember zu einer neunjährigen Gefängnisstrafe wegen Begünstigung der Mafia verurteilt wurde, die Haft aber noch nicht antreten mußte. Offenbar findet der schillernde Senator Dell'Utri, der auch gerne als eigener Apologet in italienischen Theatern auftritt, Ablenkung als Bibliophiler und betuchte Spürnase auf dem Dokumentenmarkt. Der glückliche Finder jedenfalls ließ wissen, aus den Briefen gingen neue Aspekte zu Tomasi di Lampedusas Kunstverständnis aus, etwa wenn der scheue Schriftsteller von Singer Sargents Gemälden in der Londoner Tate Gallery schwärmt. Die Briefe werden ab dem 24.August in der Mailänder Biblioteca di via Senato ausgestellt und sollen nach dem Wunsch Dell'Utris noch vor Weihnachten publiziert werden. dsch
Text: F.A.Z., 19.05.2005, Nr. 114 / Seite 37
Briefe Lampedusas in Mailand entdeckt
Dreißig unbekannte Briefe des sizilianischen Romanciers Giuseppe Tomasi di Lampedusa sind unerwartet zum Vorschein gekommen. Der Autor des "Gattopardo", ein soignierter Palermitaner Baron, hatte seine Beobachtungen des europäischen Alltags und Kunsterlebnisse auf Reisen in den zwanziger Jahren an seinen Cousin Luigi Piccolo geschickt und scherzhaft mit "il mostro" (das Monster) unterschrieben. Die meist auf Hotelbriefpapier festgehaltenen Anekdoten im ironischen Personalstil datieren aus London, Edinburgh, Berlin, Moskau und handeln auch von kulinarischen Eindrücken von unterwegs, die bei einem verwöhnten sizilianischen Gaumen gewiß nicht durchweg positiv ausgefallen sind. Finder der seltenen Stücke ist, wie die "Repubblica" berichtete, der enge Vertraute des italienischen Ministerpräsidenten Marcello dell'Utri, der in seiner Heimatstadt Palermo erst im Dezember zu einer neunjährigen Gefängnisstrafe wegen Begünstigung der Mafia verurteilt wurde, die Haft aber noch nicht antreten mußte. Offenbar findet der schillernde Senator Dell'Utri, der auch gerne als eigener Apologet in italienischen Theatern auftritt, Ablenkung als Bibliophiler und betuchte Spürnase auf dem Dokumentenmarkt. Der glückliche Finder jedenfalls ließ wissen, aus den Briefen gingen neue Aspekte zu Tomasi di Lampedusas Kunstverständnis aus, etwa wenn der scheue Schriftsteller von Singer Sargents Gemälden in der Londoner Tate Gallery schwärmt. Die Briefe werden ab dem 24.August in der Mailänder Biblioteca di via Senato ausgestellt und sollen nach dem Wunsch Dell'Utris noch vor Weihnachten publiziert werden. dsch
Text: F.A.Z., 19.05.2005, Nr. 114 / Seite 37
Gerstenberg - 19. Mai, 09:29
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